Das Programm - IVLP



Ein wenig bürokratische Backstory:

 

Das "International Visitor Leadership Program" ist seit 1940 das offizielle berufliche Austauschprogramm des Department of State/des amerikanischen Außenministeriums (ein anderes bekanntes - akademisches - Austauschprogramm ist das Fulbright Program). Das Ziel des IVLP ist es, gegenwärtigen und zukünftigen ausländischen Führungspersönlichkeiten die USA näher zu bringen.

 

 

(Das wirft natürlich sofort die Frage auf, inwiefern ich da hineinfalle. Gegenwärtig? Zukünftig? Führungsperson? Ich halte es immer noch für plausibel, dass sich jemand an der US-Botschaft in Wien einfach vertippt hat und ich deswegen nominiert wurde.)

 

Bewerben kann man sich nicht für das Programm, man kann nur von der örtlichen US-Botschaft nominiert werden. In meiner Rolle als Referentin für Nordamerika kam ich also in's Spiel, und eigentlich wollte man mich schon 2010 in's Rennen schicken - aber wie immer mahlten die österreichischen Mühlen langsamer und bis ich alle Genehmigungen und Formulare beisammen hatte, wurde es dann 2013. Angeboten wurden mir zwei Programme, eines im August und eines im Februar - meine Entscheidung kristallierte sich auf die Frage: verschieben wir den Skiurlaub oder den Sommerurlaub? Wann überlebt die Republik am ehesten ohne mich? Und so fiel meine Wahl auf den Wintertermin.

 

Im Gegensatz zu "normalen" Einreisenden brauche ich ein Visum. Meine liebe Kontaktperson an der Botschaft gab mir den wohlgemeinten Rat mit, ich solle mir 1-1 1/2 Stunden Zeit zum Ausfüllen des Formulars nehmen. Als geübter Beamter habe ich darüber mild gelächelt (wenn ich eines kann wie ein Weltmeister, dann Formulare ausfüllen!), aber sie hatte Recht. ALLES wollte man von mir wissen, bis hin zu den letzten fünf (!) Einreisen in die USA samt Einreisedatum (!!) und Visanummer (!!!). Offenbar handelt es sich dabei gleich um den ersten Test, ob man denn auch der Einreise würdig ist. Die Amerikaner nennen das "Jumping through hoops" - wie der sprichwörtliche Elefant im Zirkus muss man ordentlich Manderl machen.

 

Würden Sie dieser Person einen Gebrauchtwagen abkaufen? Ich auch nicht.

 

 

 

Ich bin froh wenn ich weiß, was gestern für ein Wochentag war, es bleibt also spannend ob ich richtig ausgefüllt habe und sie mich einreisen lassen. Bei Erhalt des Visums musste ich am Konsulat hoch und heiliges Pfadfinderehrenwort schwören dass ich mir bewusst bin, die nächsten zwei Jahre nicht einwandern zu dürfen. Was natürlich Michis und meine unmittelbare Lebensplanung völlig über den Haufen wirft, sassen wir doch schon auf gepackten Koffern (hier sollte ich wohl einen "Achtung: Sarkasmus"-Disclaimer einbauen, nicht dass jemand von der Immigration Police diese Zeilen ließt und ich gleich wieder im Flieger nach Wien sitze!).

 

Das Department of State bemüht sich übrigens wirklich sehr um seine International Visitors: nichts soll es mich kosten, ausgestattet wurde ich von vorne bis hinten mit Broschüren, Infomappen, Background Readings, Tipps und Tricks undundund.

 

 

 

Womit aber natürlich keiner gerechnet hat, war das wie immer perfekte Timing meines Körpers, genau 4 Wochen vor Abreise noch schnell einen Knochen zu brechen. Aber einen ordentlichen Beamten bremst auch das nicht - und um meine Ärztin zu zitieren: ich fahren ja schließlich in die USA, dort geht doch ohnehin keiner zu Fuß.

 

Kein schlanker Fuß.

 

 

 

Wenn ich zurück komme, soll es einen Termin an der Botschaft geben, an dem ich von meinen Erlebnissen berichten soll. Auch bei mir "daheim" im Ministerium besteht man auf einem Bericht.

Wen das IVLP noch weiter interessiert, bitte hier entlang: http://eca.state.gov/ivlp